Hüten mit Beardies

Schon seit Jahrhunderten werden bärtige, zotthaarige Hütehunde in den schottischen Highlands vornehmlich für die Arbeit an Schafen eingesetzt. Sie sind die direkten Vorfahren unserer heutigen Bearded Collies. Auch wenn man es vielen Vertretern unserer Rasse nicht mehr (sofort) ansieht, der Bearded Collie ist ein Arbeitshund, der sich sowohl als Hüte- wie als Treibhund bewährt hat.

 

Die ursprüngliche Aufgabe des Bearded Collie bestand vornehmlich darin, selbstständig und mit viel Nachdruck, ggf. auch lautstark („good barker“ waren gesuchte Hunde) versprengte Schafe aus den Highlands ins Tal zu treiben – oder von dort ins Hochland zum Grasen. Hier war seine Eigenständigkeit, Trittsicherheit, Leichtfüßigkeit und Ausdauer gefragt. Auch wurde seine Durchsetzungsfähigkeit beim „Gathering“ – also beim Zusammentreiben der oft recht widerspenstigen Schafe, die die meiste Zeit des Jahres alleine in den Highlands verbracht hatten, geschätzt.

 

Außerdem unterstützten Bearded Collies die Drover beim Treiben großer Herden zu weit entfernten Viehmärkten auch durch unwegsames Gelände. Auch hier waren es seine Intelligenz und seine Fähigkeit, eigenständig Entscheidungen zu treffen, die den Bearded Collie bei dieser Arbeit unentbehrlich machten. Den mehrtätigen Rückweg traten die Beardies dann meist alleine an. (Ausführliche Informationen zur Geschichte der Working Bearded Collies findet man auch auf der Website http://www.shepherdswithbeardies.com)

 

In vielen Bereichen haben inzwischen die leichtführigeren Border Collies die Hütearbeit übernommen und werden vor allem auch für die Feinarbeit an kleineren Gruppen von Schafen bevorzugt eingesetzt. Dennoch schätzt eine Reihe von Farmern in Schottland und Wales immer noch ihre Working Beardies als unentbehrliche Helfer bei der täglichen Arbeit an den Schafen, sie verlassen sich auf ihre Vielseitigkeit als Hüte- und Treibhund, ihre Intelligenz und Wendigkeit und schätzen nicht zuletzt auch ihr freundliches Wesen im Umgang mit der Familie.

 

Entsprechend seines vielfältigen Einsatzes in der Vergangenheit und seiner Lernfähigkeit eignet sich der Bearded Collie für die unterschiedlichsten Arbeiten an Schafen und Rindern. Er arbeitet gerne schnell, meist aufrecht und erzeugt durch diese Körperhaltung, z.T. auch unterstützt durch Bellen und Springen, einen entsprechenden Druck auf die Herde. Einige Beardies zeigen auch „Auge“, die meisten arbeiten aber „loose-eyed“. Der Beardie arbeitet gerne selbstständig und diese auch von ihm erwartete Eigenständigkeit im Denken und Handeln ist auch heute noch ein wesentliches Kennzeichen unserer Hunde.

 

Inzwischen werden auch von der FCI-Hüteprüfungen angeboten, die der etwas anderen Hüteweise des Bearded Collie eher Rechnung tragen als die speziell auf Border Collies zugeschnittenen ISDS-Trials (bei denen aber auch Bearded Collies bereits sehr erfolgreich gestartet sind).
Dabei handelt es sich um folgende Prüfungen, die explizit für alle Hütehunde, außer Border Collies und Kelpies (für die eigene FCI-Hüteordnungen im „Collecting Style“ gelten), ausgeschrieben werden:

 

Herding Working Test (HWT) - Traditional Style, in dem die Hüteveranlagung, der Gehorsam sowie das Interesse an und der Umgang mit den Schafen geprüft wird. Das Bestehen des HWT ist Bedingung für die Teilnahme an einem Trial.

 

International Rules for Sheepdog Trials – Traditional Style, hier werden die Prüfungsanforderungen der Trials Klasse 1-3 zusammengestellt.

Inzwischen besteht auch die Möglichkeit entsprechende Titel zu erwerben.


Prüfungen wurden bislang sowohl beim Bearded Collie Club Deutschland (BCCD) als auch im Club für britische Hütehunde – Landesgruppe Württemberg (CfBrH - LG Württemberg) abgenommen. Entsprechende Hinweise auf geplante Prüfungen sind auch auf den Websites der beiden Clubs zu finden: http://www.bccd.de sowie http://www.cfbrh-wuerttemberg.de

Text und Inhalt (c) by Christiane Grosser