Internationale Regeln für Hüteveranstaltungen (FCI)

Traditioneller Stil - (Kontinentale Hüteweise) (außer Border Collies und Kelpies)

Trials Klasse 1 - 3

Einführung

 

Die Bedeutung der Hütedurchgänge besteht darin, die Fähigkeit eines Hundes, Schafe unter verschiedenen Umständen/Gegebenheiten, wie sie im Alltag eines Schäfers vorkommen, zu prüfen. Dies sind das Ein- und Auspferchen, das Führen der Schafe, Gehüt, Verkehrsprüfung und Stopps sowie Halten der Schafe. Es soll ein korrekter Umgang mit den Schafen (möglichst stressfrei) in Verbindung mit dem korrekten Einsatz und Führung des Herdengebrauchshundes, aufgezeigt werden. Es dient dem täglichen Einsatz im Betrieb und der sportlichen Betätigung sowie der Erhaltung und Auswahl der besten Hütelinien. Dies alles zeigt die „traditionelle Hüteweise“.
Wegen der unterschiedlichen Bedingungen (verschiedene Standorten) und im Bezug auf die Schwierigkeiten bei der Suche des „idealen Geländes“ bzw. des „idealen Schafes“, sind Abweichungen in der Größe des Parcours und der Menge der Schafe in den Trial-Klassen 1, 2 und 3 erlaubt.
Bevor ein Hund an einem Hütewettbewerb, nach den FCI-Regeln, teilnehmen darf, muss er zunächst den FCI Herding-Working-Test (Traditional style) bestanden haben.
Internationale Wettbewerbe müssen nach den hier vorliegenden Regeln durchgeführt werden.
Sie müssen als „Internationaler Hütewettbewerb“ mit CACIT-Vergabe unter dem FCI-Logo deklariert werden.

 

Generelle Bestimmungen

Organisation
Die Organisation wird von den nationalen Kennel-Clubs (Hüteabteilungen), evtl. in Verbindung mit den Schafzucht-, schafhaltenden Verbänden organisiert. Diese müssen von der FCI anerkannt sein. Große Areale mit unterschiedlichen Charakteristiken sind Voraussetzung. Der Parcours soll der täglichen Arbeit eines Schäfers entsprechen.

 

Hüteorganisation (Prüfungsaufsicht, Prüfungsleiter)
Die Organisatoren für lokale, nationale oder internationale Wettbewerbe kooperieren mit den Schafzuchtverbänden und den Nationalen Kennel-Clubs, die von der FCI anerkannt sein müssen. Der Prüfungsleiter, in Übereinstimmung mit seinem Organisationsteam bestimmt die Anzahl der Teilnehmer für die einzelnen Klassen, die Startgelder und die Ehrenpreise.
Das Hüten soll auf sauberen, abgegrenzten Feldern (Wiesen - Abgrenzung durch Zäune oder Netze) stattfinden. Die Sicherheit der Schafe, der Hunde und der Zuschauer muss gewährleistet sein.

 

Das Organisationskomitee hat folgende Punkte sicherzustellen:

  • dass genügend Helfer zur Verfügung stehen,
  • dass den Teilnehmern und Richtern so früh wie möglich alle notwendigen schriftlichen Unterlagen zugehen,
  • dass die Richter über Anzahl informiert werden und dass alle technischen und formalen Voraussetzungen erfüllt sind,
  • Vorbereitung der Bewertungsbögen und Bereitstellung von Helfern für die Richter,
  • Festlegung und Überwachung der jeweiligen Durchgänge,
  • Kontrolle/Sicherstellung der Gesundheit der Schafe und der Hunde,
  • Überprüfung der Voraussetzungen für Teilnehmer und Hunde in den jeweiligen Klassen,
  • Fernhaltung aller Hunde vom (Prüfungs-)Feld vor und nach dem jeweiligen Lauf/Durchgang,
  • Aushändigung der vollständig ausgefüllten und unterschriebenen Bewertungsbögen an den jeweiligen Teilnehmer

Die Verantwortung für die Teambildung (Teilnehmer und Hund) für den jeweiligen Durchgang (lokal, national, international) liegt bei den teilnehmenden Ländern selbst.
Das Organisationskomitee muss einen Leiter bestimmen, der für alle Aufgaben in Zusammenhang mit der Hüteprüfung zuständig ist; derjenige muss permanent anwesend sein.

 

Schafe
Die Auswahl der Schafe muss so erfolgen, dass die Bedingungen für alle Teilnehmer gleich sind. Die Schafe sollten möglichst aus einer Herde stammen, Erfahrung mit Hunden haben (gut eingehütet) und in guter Verfassung sein. Lämmer sollten entwöhnt sein.
Die Herde besteht aus mind. 15 Schafen. Größere Herden (bis 80) sollten bevorzugt werden, weil dies eine bessere Möglichkeit darstellt das Vermögen der Hunde zu zeigen (Herdentrieb). Es müssen genügend Schafe zur Verfügung stehen. Der Hüteleiter sorgt dafür, dass für Klasse 3 die Schafe maximal zweimal verwendet werden, bei Klasse 2 dreimal und bei Klasse 1 viermal.
Die Bereitstellung der Schafe für die Teilnehmer muss in gleichbleibender, ruhiger Art und Weise erfolgen.

 

Hunde
Die Wettbewerbe sind für Hunde, die mind. 12 Monate alt sind, vorgesehen und von einem Schäfer oder Schafhalter (Hirten) geführt werden. Einhoder, Hunde ohne Hoden, kranke oder gefährliche Hunde dürfen nicht geführt werden. Heiße Hündinnen müssen zum Schluss des Wettbewerbes laufen.
Teilnahmeberechtigt sind Hütehunde der FCI-Gruppen 1, 2 und 5, sofern sie in der Lage sind, die geforderten Leistungen zu erbringen, außer Border Collies und Kelpies.
Alle Hunde müssen in Zuchtbüchern eingetragen sein, die von der FCI anerkannt sind. Die Ergebnisse sind in ein Bewertungsheft einzutragen. Ein ähnliches Dokument (Leistungskarte) wird auch akzeptiert. Die Identifikation erfolgt über Microchip oder Tätowiernummer.
Hunde in eingeschränkter Verfassung (hochträchtige Hündinnen, säugende Hündinnen, erkrankte Hunde) dürfen nicht auf das Prüfungsgelände gebracht werden.
Teilnehmer mit läufigen Hündinnen müssen dies dem Organisationskomitee mitteilen und dürfen das Prüfungsgelände erst betreten, wenn sie dazu aufgefordert werden. Die teilnehmenden Hunde dürfen nichts tragen, das sie in irgendeiner Form behindern oder eventuell bevorzugen könnte.

 

Teilnehmer
Jeder Eigentümer oder Hundeführer kann mit verschiedenen Hunden jeweils in den Klassen 1, 2, 3 antreten. Er muss beim Aufruf startbereit sein. Ignorieren kann zur Disqualifikation führen. Jeder Teilnehmer muss damit rechnen, dass es trotz Einhaltung der Regelungen zu Zeitverschiebungen wegen unvorhersehbarer Umstände kommen kann.
Sobald ein Teilnehmer gestartet ist, begibt er sich unter die Aufsicht und Autorität der amtierenden Richter. Es wird erwartet, dass der Teilnehmer den Parcours kennt und diesen strikt einhält. Vor Beginn des Gesamtwettbewerbes hat der Hüteleiter alle Hundeführer über die relevanten Punkte und Details zu informieren. Fragen der Teilnehmer können nur zu diesem Zeitpunkt beantwortet werden. Während des Durchgangs darf der Teilnehmer keine Hilfe von außen annehmen. Ignoriert er diesen Hinweis führt dies zur Disqualifikation.
Jeder Teilnehmer, der die Regeln missachtet oder dessen Benehmen innerhalb und außerhalb des Parcours untragbar ist und das Ansehen der Prüfungsleitung und/oder der Richter beschädigt, wird automatisch mit den folgenden Strafen belegt bzw. es wird ein Verfahren gegen denjenigen eingeleitet:

  • Disqualifikation für den Wettkampftag,
  • Aberkennung aller Preise und Anwartschaften am Veranstaltungstag,
  • Startverbot für Trials im Geltungsbereich des Organisators auf Zeit, durch Entscheidung des Organisationskomitees
  • oder weitere Strafen, die das Organisationskomitee für angemessen hält.

 Die Teilnehmer können vor Beginn (ohne Hund) den Parcours inspizieren.
Jeder Teilnehmer hat seinen Hund/seine Hunde unter vollständiger Kontrolle zu halten. Jeder HF und/oder dessen Hund, der einen anderen HF und/oder dessen Hund bei der Arbeit stört, wird gestrichen und disqualifiziert.
Der betroffene (gestörte, belästigte) Teilnehmer erhält die Möglichkeit eines zweiten Laufes. Es liegt im Ermessen des Richters eine Teil- oder Gesamtwiederholung anzuordnen. Bei Teilwiederholung zählen die bis dahin erzielten Punkte. Jeder disqualifizierte Teilnehmer verliert alle Punkte. Ein Teilnehmer, der eines oder mehrere Schafe verliert, wird disqualifiziert.
Anmeldungen sind auf den Namen des Eigentümers vorzunehmen. Vorführen kann entweder der Eigentümer oder ein HF, der Mitglied eines FCI anerkannten Vertragspartners sein muss. Eigentümer haben die korrekte Anmeldung (bei beauftragten Hundeführern) sicherzustellen.

 

Qualifikationen
Teilnahmeberechtigung in den verschieden Klassen erfolgt bei:

  • Mindestpunktzahl = 70%
  • Nach einmaligem Erreichen von mind. 70% kann der HF in die nächst höhere Klasse wechseln
  • Nach dreimaligem Erreichen von mind. 70 % muss der HF in die nächst höhere Klasse wechseln.

Rückkehr in eine tiefere Klasse ist nicht möglich.
Alle Ergebnisunterlagen, die dem HF überreicht werden, müssen komplett ausgefüllt und unterschreiben sein und eine dieser Informationen enthalten:

  • Vorzüglich (V)   81% und höher bis Maximum
  • Sehr gut (SG)   71% und höher einschließlich 80 %
  • Gut (G)   61% und höher einschließlich 70 %
  • Nicht qualifiziert  unter 70 %

 

Einsprüche
Alle Entscheidungen des/der amtierenden Richter sind endgültig und verbindlich. Dies bezieht sich auf die Platzierung und die Punkte. Davon sind Entscheidungen, die sich um Formalitäten drehen bzw. falsche Regelentscheide beinhalten, nicht berührt.
Solche Einsprüche wie auch Einsprüche über den Ablauf des Durchganges müssen unverzüglich schriftlich an die Prüfungsleitung gerichtet werden. Dabei muss eine Sicherheitsleistung von 50 Euro hinterlegt werden. Falls der Einspruch als ungerechtfertigt erkannt wird, ist die Kaution an den Organisator der Veranstaltung zu übergeben. Falls die Beanstandung anerkannt wird, ist die Kaution zurückzugeben.
Die amtierenden Richter und die Prüfungsleitung haben die Proteste zu klären und nach Möglichkeit zu regulieren. Hierfür ist eine Mehrheitsentscheidung herbeizuführen, die endgültig und verbindlich ist.

 

Disqualifikation
Im Falle unsportlichen Verhaltens gegenüber den Schafen und den Hunden wird der HF aufgefordert, sich abzumelden/zu beenden, bevor eine Disqualifikation erfolgt.
Der HF wird unverzüglich disqualifiziert, falls der Hund nicht unter Kontrolle ist und unnötig beißt.
Es obliegt dem/den amtierenden Richtern zu entscheiden, ob in einer bestimmten Situation ein kurzer, schadloser Griff erforderlich ist. Im Falle sehr widerspenstiger/boshafter Schafe, die den Hund mehrfach angehen, ist es dem Hund gestattet sich entsprechend zur Wehr zu setzen. Dabei sollte dieser Griff nicht zu Schäden führen, da andernfalls eine Disqualifikation erfolgen muss.
HF die unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen werden ebenfalls disqualifiziert.
Stellen sich die Schafe als schreckhaft und nicht führbar heraus, entscheiden die Richter, in Absprache mit dem Prüfungsleiter, über eine

Wiederholung des Durchgangs.

 

Wiederholung des Durchganges
Die amtierenden Richter können einen Hund an jedem Punkt im Parcours anhalten und Anweisung erteilen, einen Teil oder den kompletten Parcours zu wiederholen, wenn sie der Meinung sind, dass die Umstände dies rechtfertigen. Diese Entscheidung obliegt völlig den Richtern. Im Falle einer Teilwiederholung zählen die bis dahin erzielten Punkte.

 

Richter
Die Prüfungsleitung ist gehalten nur erfahrene und integre Richter einzuladen. Sie müssen von ihrem nationalen Hundeverband anerkannt sein. Für die Richterauswahl wird auf den Richterpool (FCI anerkannt) verwiesen.

 

Prüfungsabfolge

  1. Ein- und Auspferchen
  2. Hindernisse
  3. Führen der Herde, (Gehüt und Verkehr)
  4. Anhalten (Stopps)
  5. Veranlagung Ein-und Auspferchen

 

1. Ein- und Auspferchen
Der/die Richter prüft die Schwierigkeiten/Umstände der beiden Übungen, in Bezug auf das vorgesehene Gelände, um eine angemessene Einschätzung über den Aufwand und den Umfang (Schwierigkeit) folgender Übungen machen zu können: Auspferchen, Kontakt Einpferchen, Abschirmung des HF und Hürdensprung
Auszug: Auf Anweisung des/der Richter kann der HF den Pferch öffnen um den Hund hineinzulassen. Der HF kann den Hund begleiten (muss dies aber nicht), um den Austrieb zu bewirken. Den Auszug/Austrieb bewirkt der Hund durch seine aktive Arbeit über Kommandos des HF. Dies sollte ruhig, aber zügig erfolgen. Es wird die Ruhe und Sicherheit des Hundes bewertet und das Verhalten/die Sicherheit gegenüber den Schafen.
Einzug: Auch hier sollte dies durch die Aktivitäten des Hundes unter den Kommandos des HF erfolgen. Dabei stehen Ruhe und Gelassenheit im Vordergrund. Drängeln und Störung sind zu vermeiden. In der Nähe des Pferches hat der Hund die Herde anzuhalten und zusammenzuhalten, während der HF das Tor öffnet.
Kontrolle/Kontakt und Hürdensprung: Vor dem Auszug der Herde aus dem Pferch/Stall - bzw. von wo die Schafe zur Verfügung gehalten werden - ist das Pferchtor geschlossen. Der Hundeführer betritt (zusammen mit dem Hund) den Pferch. Er simuliert das Füttern der Tiere und bewegt sich durch die Schafe/Pferch (= Kontaktaufnahme). Hierbei hat der Hund seinen HF abzuschirmen und Raum zu schaffen, damit dieser sich bewegen kann. Danach verlässt der HF den Pferch durch das Tor und lässt seinen Hund zurück. Dieser hat dabei die Herde zusammenzuhalten, um ein Ausbrechen zu verhindern. Ist der HF außerhalb und ruft seinen Hund ab, muss dieser einen Sprung nach außen machen und sich zu seinem HF zu begeben.

 

2. Hindernisse
Hier sollen, so naturgetreu wie möglich, mindestens zwei, besser jedoch drei Hindernisse- bzw. schwierige Passagen aufgebaut sein; z.B. Engweg zwischen Feldfrüchten, Hecken oder Hindernissen/Toren zwischen zwei Feldern, passieren einer Brücke und/oder Sortieranlage/Trichter.
Hierbei sollten die Richter die Gesamtsituation beurteilen (d.h. die Schwierigkeit den Parcours zur Anzahl der Hindernisse ins Verhältnis setzen) und unter Berücksichtigung, wie der HF die einzelnen Elemente mit Hilfe seines Hundes bewältigt und wie er mit der Herde umgeht. Der Einzug der Herde in den Bereich „Hindernisse“ und „Verkehr“ erfolgt mit Hilfe des Hundes und soll ruhig geschehen. Beim Überqueren einer Brücke müssen sowohl HF als auch Hund über die Brücke gehen. Hierbei simuliert die Brücke eine Schlucht, die weder vom Hund, noch von den Schafen auf andere Art überquert werden könnte. Bei Verwendung einer Sortieranlage/Trichters darf der Hund diese betreten jedoch nicht der HF. Bei anderen Hindernissen hat sich der HF so zu platzieren, dass das Hindernis nicht unnötig erschwert wird. Das Herumgehen und Vorbeigehen an einem Hindernis führt zum Verlust der Punkte und eine Wiederholung ist nicht möglich.

 

3. Gehüt-Verkehr-Herdenführung
Gehüt: Diese Übung beinhaltet das Grasen auf einer markierten Fläche oder entlang einer Wiese/Ackers. Sowohl eine Markierung als Fläche, als auch die Markierung einer Seite (lange Seite eines Gehüts) ist möglich (15 x 15 m).
Die Richter bewerten das Geschick des HF, wie er den Hund einsetzt und platziert, das Vermögen des Hundes die Schafe auf die Hütefläche zu bringen und diese dort zu lassen. Ruhe, Effizienz und Bemühen des Hundes stehen hierbei im Vordergrund. Die Dauer des Grasens obliegt dem Richter.
Halten/Immobilisation der Herde und Fangen eines markierten Schafes: Während sich die Herde ruhig auf dem eingegrenzten Bereich aufhält, fängt und hält der HF ein zuvor gekennzeichnetes Schaf. Währenddessen hat der Hund im Gehüt die Schafe unter Kontrolle zu halten (dies möglichst eigenständig).
Verkehrsprüfung: Diese soll das Vermögen des Hundes zeigen, die Schafe zu schützen und Platz für das vorbeifahrende Fahrzeug zu schaffen. Die Übung kann auf einer öffentlichen Straße oder einer simulierten Strecke erfolgen, die die Verhältnisse in der Praxis widerspiegelt. Die Straße muss deutlich markiert sein, wobei die Herde die Möglichkeit haben sollte, angemessen auszuweichen und/oder sich „anzulehnen“. Sollte auf einer öffentlichen Straße der Verkehr nicht angehalten werden können, so muss diese Schwierigkeit in der Bewertung angemessen berücksichtigt werden.
Herdenführung: Hier wird das Ziehen der Herde über den gesamten Parcours bewertet. Im Vordergrund steht die Eignung/das Vermögen des Hundes, die Herde zwischen den Übungen und den einzelnen Schwierigkeiten zu begleiten und zu führen. Hierbei zählt der Gesamteindruck über alle Übungen.

 

4. Anhalten (Stopp)
Der Hund muss unter allen Umständen in der Lage sein, die Herde zu stoppen. Dieses muss zweimal erfolgen, und zwar an einem natürlichen Ort, einem Weg, einer Straße, einer Einfriedung, einem Feld etc. Die Punkte werden entsprechend der relativen Schwierigkeit der Stopps vergeben.
Das Stoppen der Herde ist eine sehr wichtige Übung und muss durch den Hund erfolgen und nicht durch den HF. Hierbei ist der Hund vor die Herde zu senden. Nach dem Halt überprüft der HF die Strecke, ob gefahrlos weitergezogen werden kann. Das Weiterziehen sollte dann zügig erfolgen, ohne Gedränge und Störung, wobei der Hund seitlich oder auch hinter der Herde Druck ausüben sollte.
Das Vorüberziehen (d.h. Nichtbeachten) an der markierten Stelle („STOP“) führt zum gesamten Punktverlust. Eine Wiederholung ist unzulässig.

 

5. Gehorsam, Führigkeit, Hüteveranlagung
Diese Aspekte sind während des gesamten Durchgangs zu beachten/zu bewerten und teilen sich in drei wesentliche Elemente:
Kommandos: Kommandos können durch Zuruf, Geste oder Pfiff gegeben werden und haben großen Einfluss auf das Gesamtbild. Die Richter bewerten die Kommandosprache, die Intensität und Häufigkeit der Kommandos. Unbrauchbare und nicht befolgte Kommandos werden bestraft, wobei auch jeder Pfeifton als Kommando zählt. Die verwendeten Kommandos sollten immer dieselben sein und nur sparsam verwendet werden.
Gehorsam: Der Hund sollte sofort, umfassend und eindeutig die Kommandos befolgen. Dies ist unbedingt erforderlich, um die Kontrolle über die Herde zu behalten.
Hütetrieb, Selbständigkeit, Umgang mit der Herde: Das Richtergremium bewertet das Vermögen des Hundes, auf Anweisung des Hundeführers die Herde einzuholen/aufzuhalten, sie zu führen/zu begleiten, anzuhalten und das Wieder-in-Bewegung-Setzen der Schafe. Außerdem bewerten die Richter die Fähigkeit des Hundes, selbstständig bei Bedarf die Initiative zu ergreifen und mit Bedacht die Herde zu stoppen oder an einer Stelle zu halten sowie streunende Schafe zurückzudrängen

 

In Hinblick auf die Unbefangenheit des Hundes gegenüber Fremden ist Folgendes zu beachten und festzuhalten: Der Hund sollte sich natürlich, lebhaft, weder scheu noch aggressiv zeigen. Eine geringe Zurückhaltung ist tolerierbar. Bei der Bewertung ist das Grundverhalten der einzelnen Rassen (FCI-Gruppen 1, 2, 5) unbedingt einzubeziehen.
Dem Hund ist es nur in Ausnahmefällen gestattet einen kurzen, disziplinierenden Griff zu setzen. Falls erforderlich kann der Hund kurz anfassen, um die Autorität über die Schafe zu behalten. Heftiges und unangemessenes Beißen führt zur sofortigen Disqualifikation, der Hund darf die Schafe nicht gefährden.

Auswertung:
Klasse 3 (Zeit: 35 Minuten) - Mindestpunktzahl: 105 Punkte

  1. Aus- und Einpferchen (25 P)
  2. Hindernisse (2 oder 3 + Brücke) (25 P)
  3. Herdenführung/Ziehen (grasen, halten, fangen eines markierten
    Schafes, Verkehrsprüfung) (50 P)
  4. Stopps (2 x) (20 P)
  5. Gehorsam, Fleiß, Veranlagung (30 P)

Gesamt: 150 Punkte


Klasse 2 (ca. 30 Minuten) - Mindestpunktzahl: 70 Punkte

  1. Aus- und Einpferchen (25 P)
  2. Hindernisse (1 oder 2 + Brücke) (15 P)
  3. Herdenführung/Ziehen (grasen, halten, fangen eines markierten
    Schafes,) (20 P)
  4. Stopps (1 x) (10 P)
  5. Gehorsam, Fleiß, Veranlagung (30 P)

Gesamt: 100 Punkte


Klasse 1 (ca. 25 Minuten) - Mindestpunktzahl 52,5 Punkte

  1. Aus- und Einpferchen (25 P)
  2. Hindernisse (keine)
  3. Herdenführung/Ziehen (grasen, halten, fangen eines markierten
    Schafes,) (20 P)
  4. Stopps (keine) 
  5. Gehorsam, Fleiß, Veranlagung (30 P)

Gesamt: 75 Punkte


Punktabzüge: (-)
Pferch oder Gatter

  • verfrühter Austrieb (2 P)
  • zu stürmisch oder zu langsam (2-5 P)
  • lässt Schafe in den Pferch zurücklaufen (2-5 P)
  • lässt Schafe mehr als 30 m davonlaufen (2-5 P)
  • arbeitet nicht, beachtet Schafe nicht (desinteressiert) (2-8 P)
  • hält die Schafe nicht vom HF ab wenn beide im Pferch sind (2-5 P)
  • zeigt keinen Sprung (2-5 P)
  • lässt Schafe mehr als 50 m entfernen/wegrennen (2-5 P)

Hindernisse

  • Schafe bewegen sich außerhalb des Parcours (0,5-5 P)
  • sehr langsames Annähern an die Schafe (2-5 P)
  • Hund falsch platziert (2-5 P)
  • spätes Bemerken des Hindernisses (2-5 P)
  • falsches Beachten des Hindernisses (2-5 P)
  • Eingreifendes HF (2-5 P)
  • Kontrollverlust bei schwierigen Passagen (2-5 P)
  • Herde geht außen herum oder nicht durch das Hindernis (2-5 P)

Herdenführung

  • Hund falsch platziert (1 P)
  • Hund bewegt sich zu schnell oder zu langsam über den Parcours (1-5 P)
  • verspätetes Verbringen/Führen der Herde auf den Parcours (1-5 P)
  • Schwierigkeiten die Herde zu halten (1-5 P)
  • zögerliches Fangen und Halten des markierten Schafes (2 P)
  • unruhiges, inkorrektes Durchgehen über den Parcours (1-8 P)
  • bedrängen, zerstreuen, absprengen der Schafe (2-8 P)
  • grasen außerhalb der Begrenzung („naschen“) (2-5 P)
  • unfachmännisches Einsetzen des Hundes im Verkehr (2-8 P)
  • keine Kontrolle über die Schafe, inaktiv (2-10 P)
  • vermag Schafe nicht zu halten (stehende Herde) (5 P)
  • bewegen der Schafe zwischen anhalten und Stopp (5 P)
  • Hund kommt zum HF zurück während des Grasens (5 P)
  • komplettes Entkommen der Herde (10 P)

Stopp

  • Schafe gehen vorbei (1-5 P)
  • Schafe gehen zu weit zurück (0,5 P)
  • leichtes Überschreiten der Linie, aber unter Kontrolle (2-5 P)
  • verspätete Wiederaufnahme der Weiterziehens (2-5 P)
  • Stopp durch HF erfolgt, nicht durch Hund (2-8 P)
  • Hund arbeitet weiter, stoppt nicht (2-8 P)
  • Herde bewegt sich ohne zu zögern weiter (10 P)

Gehorsam, Führigkeit, Hüteveranlagung

Kommandos:

  • nicht ausgeführt, fehlende Entschlossenheit (1-3 P)
  • entgegengesetzte Kommandos (2-5 P)
  • Nachkommandos für den aufgebenden/verlassenden Hund (3 P)
  • Korrektur des Hundes (6 P)

Gehorsam

  • befolgt Kommandos nicht (1 P)
  • gehorcht verspätet (1-3 P)
  • befolgt entgegengesetztes Kommando (2-5 P)
  • verlässt die Herde: Disqualifikation

Hütetrieb, Selbständigkeit

  • aufdrücken, jagen der Schafe (1-3 P)
  • Schwierigkeit sich durchzusetzen, ängstlich (gutmütig) (3 P)
  • teilen der Schafe, zerstreuen der Schafe (3 P)
  • fehlendes Interesse, inaktiv (2-5 P)
  • Hund stellt sich selbst schlecht auf, lässt Schafe entkommen (1-3 P)
  • bewegt sich nicht auf Kommando (1-3 P)
  • brutale, harte Griffe (2-5 P)
  • unnötige Griffe 1 (max. 5 P)

Disqualifikation

  • falsches Agieren des Hundeführers
  • HF alkoholisiert oder unter Drogen
  • unqualifizierte, ungerechtfertigte Diskussionen
  • Behinderung des Hütedurchganges
  • Verlassen der Herde durch HF
  • Weigerung des Hundes zu gehorchen, Ungehorsam
  • ungerechtfertigte schadhafte Griffe
  • wiederholt brutales Handeln durch HF oder/und Hund
  • Unentschlossenheit oder Aggressivität
  • Unfähigkeit die Herde zu kontrollieren
  • Hund bewegt sich im Gehüt während eines anderen Durchgangs

 

Übersetzung:

Wilfried Scheld (Vorsitzender der FCI-Hütehund-Kommission)

bearbeitet von Christiane Grosser

 

Das englische Original der International Rules for Sheepdog Trials  -Traditional Style - (excluding Border Collie/Kelpie) findet sich unter:

 

International Rules for Sheepdog Trials "Traditional Style"