Herding Working Test (FCI)

HWT - Traditional Style (außer Border Collies und Kelpies)

FCI-Hütetest (traditionelle Hüteweise)

Dieser Test soll die Fähigkeiten und Anlagen von Herdengebrauchshunden (Hütehunden) überprüfen, insbesondere hinsichtlich Hütebegabung, Interesse am Vieh, Gehorsam und Grundverhalten gegenüber Weidetieren. Er soll der Zuchtauswahl von Hütehunden dienen und zum Verständnis der Ausbildung von Hütehunden beitragen. Er reflektiert den traditionellen Stil (kontinentale Hüteweise).

 

Allgemeines

Die Wettbewerbe sind für Hüte- und Herdengebrauchshunde (mit Ausnahme von Border Collies und Kelpies) von mindestens 12 Monaten vorgesehen, die von einem Schäfer oder Schafhalter geführt werden. Einhoder, Hunde ohne Hoden, kranke oder gefährliche Hunde dürfen nicht geführt werden. Heiße Hündinnen laufen zum Schluss des Wettbewerbes.

 

Die Herde muss aus mindestens 10 Schafen bestehen, die nach jedem Test ausgetauscht werden. Die Auswahl der Schafe muss so erfolgen, dass die Bedingungen für alle Teilnehmer gleich sind. Die Schafe sollen möglichst aus einer Herde stammen, Erfahrung mit Hunden haben (gut eingehütet) und in guter Verfassung sein. Lämmer sollen entwöhnt sein.
Das Organisationskomitee hat dafür Sorge zu tragen, dass genügend Schafe zur Verfügung stehen, mit der Maßgabe, dass jede einzelne Gruppe von Schafen nicht zu stark belastet und nicht mehr als nötig eingesetzt wird.

 

Der Parcours muss so fachgerecht aufgebaut sein, dass der Hundeführer (HF) ungehindert in folgenden Teilbereichen arbeiten kann:

  • Pferch oder Gatter (Ein- und Auspferchen)
  • Umgang mit der Herde und bewegen der Tiere mit Hilfe des Hundes, inkl. 1 Stopp
  • Grasen auf vorbezeichneter Fläche in einer Entfernung von mind. 75 m vom Pferch

Die Organisation wird von den Nationalen Kennel-Clubs (Hüteabteilungen) evtl. in Verbindung mit den Schafzucht-, schafhaltenden Verbänden organisiert. Diese (Kennel-Clubs) müssen von der FCI anerkannt sein. Der Parcours soll der täglichen Arbeit eines Schäfers entsprechen. Die amtierenden Richter müssen qualifiziert und von ihrer nationalen Organisation berufen worden sein.

 

Die Richter haben die Unbefangenheit der Hunde zu kontrollieren.
Der „FCI Herding Working Test“ muss von allen FCI Mitgliedern und Vertragspartnern anerkannt werden.

 

Das Bestehen des „FCI Herding Working Test“  berechtigt den Hund zur Teilnahme um den Titel des internationalen Schönheitschampions.
Das Bestehend des FCI-HWT berechtigt den Hund in der Gebrauchshundklasse auf internationalen Zuchtschauen der FCI teilzunehmen.

 

AUFGABEN
Pferch/Netz (20 Punkte)

  • Auspferchen (10 p)
  • Einpferchen (10 p)

Führen der Herde und Umgang mit den Schafen (30 Punkte)

  • begleiten (beschützen) der Herde (20 p)
  • 1 Stopp (anhalten) (10 p)

Gehüt (20 Punkte)

  • Grasen auf einer definierten Fläche (15 x 15 m)

Verhalten gegenüber den Schafen, Behutsamkeit, Hütetrieb (20 Punkte)
Gehorsam (10 Punkte)

Gesamt : 100 Punkte

 

Zum Bestehen des Tests müssen mind. 60% erreicht werden.
Das Ergebnis muss in ein Bewertungsheft oder in ein entsprechendes Dokument eingetragen werden.

 

Qualifikation:
90-100:  Vorzüglich
80-89:   Sehr gut
70-79:  Gut
60-69:   Befriedigend
<59:   Nicht ausreichend


Unbefangenheit (Wesen)
Es ist dem Richter freigestellt, wie er diesen Test durchführt. Der Hund soll in seinem natürlichen Verhalten (außerhalb der Reizlage) geprüft werden. Es ist nicht erlaubt, den Hund unter Druck zu setzen oder diesen zu bedrohen. Die Überprüfung erfolgt, während der HF den Hund an der Leine durch eine kleine Gruppe von Personen führt und der Richter den HF anspricht. Teil des Tests ist die Überprüfung der Tätowiernummer oder des Mikrochips.

 

Der Hund soll sich natürlich und aufmerksam verhalten. Scheue oder aggressive Hunde sind nicht zugelassen. Leichte Zurückhaltung gegenüber Fremden wird toleriert.

 

Pferch oder Netz
Auspferchen: Auf Richteranweisung öffnet der HF den Pferch für den Hund, um diesen hineinzulassen. Dabei kann der HF den Hund begleiten oder nicht. Der Austrieb wird bewirkt durch die Aktivität des Hundes in Verbindung mit den Kommandos des HF. Dies sollte ruhig, dabei aber zügig erfolgen.
Der Richter beurteilt hier das Verhalten des Hundes gegenüber der Herde, seine Ruhe und Sicherheit.


Einpferchen: Es sollte ebenfalls durch die Aktivitäten des Hundes in Verbindung mit den Kommandos durch den HF erfolgen. Der Einzug sollte ruhig und ohne zu viel Drängeln geschehen. In der Nähe des Pferches (auf dem Rückweg) sollte die Herde vom Hund angehalten werden, während der HF den Pferch öffnet.

 

Herdenführung und Hüten
Nach dem Auspferchen muss die Herde zum Gehüt geführt werden. Die Entfernung vom Pferch zum Grasen sollte mind. 75 m betragen. Hierbei wird ein Pfad oder ein simulierter Weg benutzt. Der Richter bewertet/beurteilt hierbei die Führung der Herde an allen Stationen dieses Tests. Der Hund wird bewertet für sein Vermögen die Herde korrekt zu führen bzw. zu begleiten.


Gehüt: Dies soll in einem markierten Feld oder entlang eines langgestreckten Weidefläche (längs einer Seite) oder einer natürlichen Weidefläche (begrenzt) gezeigt werden (15 x 15 m). Hier wird geprüft wie der HF die Herde richtig einführt, die Fähigkeit des Hundes dies zu unterstützten bzw. in das Gehüt zu manövrieren und insbesondere sein Vermögen die Tiere innerhalb der Fläche zu halten. Dies hat mit Ruhe, effektiv und (möglichst) selbstständig zu erfolgen.

 

Stopp: Der Hund soll zeigen, dass er die Schafherde anhalten kann. Dies kann auf dem Rückweg vom Gehüt auf dem Weg zum Einpferchen erfolgen. Der Richter gibt die Anweisung wann dies zu erfolgen hat.

Veranlagung und Durchführung der Übungen

 

Kommandos: Die Kommandos können per Kommandosprache, mittels Gestik oder mit Hilfe einer Pfeife erfolgen und haben großen Einfluss auf das Verhalten des Hundes und seine Reaktionen auf diese Ansprache.

 

Gehorsam: Der Hund sollte sofort folgen, die Kommandos umfänglich und gezielt ausführen. Dies ist Voraussetzung für eine gute Kontrolle über die Herde.

 

Hütetrieb, Aktivität, Verhalten zur Herde: Der Richter beurteilt das Vermögen des Hundes, eine Herde zu führen, zu begleiten und anzuhalten entsprechend den Kommandos des HF. Weiterhin beurteilt der Richter die Fähigkeit des Hundes selbstständig (oder auf ein direktes Kommando) bei Bedarf einzugreifen, um die Herde zu stoppen bzw. die Tiere auf einem Platz zu halten oder/und streunende Schafe zurückzubringen.
Nur in besonderen Ausnahmefällen ist es dem Hund gestattet einen kurzen Griff zu zeigen. Dieser Griff kann erforderlich sein, um die Herde zu bewegen oder die Kontrolle der Herde zu übernehmen. Unkontrolliertes, brutales Beißen ist nicht gestattet und führt zur Disqualifikation.

PUNKTABZÜGE:
Pferch oder Gatter

  • verfrühter Austrieb (2 P)
  • zu stürmisch oder zu langsam (2-5 P)
  • lässt Schafe in den Pferch zurücklaufen (2-5 P)
  • lässt Schafe mehr als 30 m davonlaufen (2-5 P)
  • arbeitet nicht, beachtet Schafe nicht (desinteressiert) (2-8 P)
  • hält die Schafe nicht vom HF ab, wenn beide im Pferch sind (2-5 P)
  • zeigt keinen Sprung (2-5 P)
  • lässt Schafe mehr als 50 m entfernen/wegrennen (2-5 P)

Herdenführung

  • Hund falsch platziert (1 P)
  • Hund bewegt sich zu schnell oder zu langsam über den Parcours (1-5 P)
  • verspätetes Verbringen/Führen der Herde auf den Parcours (1-5 P)
  • Schwierigkeiten die Herde zu halten
  • unruhiges, inkorrektes Durchgehen über den Parcours (1-8 P)
  • bedrängen, zerstreuen, absprengen der Schafe (2-8 P)
  • grasen außerhalb der Begrenzung („naschen“) (2-5 P)
  • keine Kontrolle über die Schafe, inaktiv (2-10 P)
  • vermag Schafe nicht zu halten (stehende Herde) (5 P)
  • bewegen der Schafe zwischen „Anhalten“ und „Stopp“ (5 P)
  • Hund kommt zum HF zurück während des Grasens (5 P)
  • komplettes Entkommen der Herde (10 P)

Stopp

  • Schafe gehen vorbei (1-5 P)
  • Schafe gehen zu weit zurück (0,5 P)
  • leichtes Überschreiten der Linie, aber unter Kontrolle (2-5 P)
  • verspätete Wiederaufnahme der Weiterziehens (2-5 P)
  • Stopp durch HF erfolgt, nicht durch Hund (2-8 P)
  • Hund arbeitet weiter, stoppt nicht (2-8 P)
  • Herde bewegt sich ohne zu zögern weiter (10 P)

Veranlagung und Durchführung der Übungen

Kommandos:

  • nicht ausgeführt (1-3 P)
  • zu viele, fehlende Entschlossenheit (1-3 P)
  • entgegengesetzte Kommandos (2-5 P)
  • Nachkommandos für den aufgebenden/verlassenden Hund (3 P)
  • Korrektur des Hundes (6 P)

Gehorsam:

  • befolgt Kommandos nicht (1 P)
  • gehorcht verspätet (1-3 P)
  • befolgt entgegengesetztes Kommando (2-5 P)
  • verlässt die Herde - Disqualifikation

Hütetrieb, Selbstständigkeit

  • aufdrücken, jagen der Schafe (1-3 P)
  • Schwierigkeit sich durchzusetzen, ängstlich (gutmütig) (3 P)
  • teilen der Schafe, zerstreuen der Schafe (3 P)
  • fehlendes Interesse, inaktiv (2-5 P)
  • Hund stellt sich selbst schlecht auf, lässt Schafe entkommen (1-3 P)
  • bewegt sich nicht auf Kommando (1-3 P)
  • brutale, harte Griffe (2-5 P)
  • unnötige Griffe 1 (max. 5 P)

Disqualifikation

  • falsches Agieren des Hundeführers
  • HF alkoholisiert oder unter Drogen
  • unqualifizierte, ungerechtferigte Diskussionen
  • Behinderung des Hütedurchganges
  • Verlassen der Herde durch HF
  • Weigerung des Hundes zu gehorchen, Ungehorsam
  • ungerechtfertigte schadhafte Griffe
  • wiederholt brutales Handeln durch HF oder/und Hund
  • Ängstlichkeit oder Agressivität
  • Unfähigkeit, die Herde zu kontrollieren
  • und bewegt sich im Gehüt während eines anderen Durchgangs

 

Übersetzung:

Wilfried Scheld (Vorsitzender der FCI-Hütehund-Kommission)

bearbeitet von Christiane Grosser

 

Das englische Original des Herding-Working-Test – „FCI-HWT” - Traditional Style (excluding Border Collie and Kelpie) findet sich unter:

 

FCI HWT Herding Working Test, Traditional Style